Die Schibulskis

21 Februar 2013

Keine klare Linie

Die neuen Nachbarn sind eingezogen. Nachdem Herr M und Frau J und Herr D und Frau N es vorgezogen haben, fahnenflüchtig zu werden, mußten neue Mieter her.

Diese traten vor ca. 3 Wochen in Form einer vierköpfigen Familie auf den Plan.
Er: 2-Meter-Hühne, etwas dicklicher und gemütlicher "mach-ich-es-nicht-heute-mach´s-ich-morgen"-Typ.
Sie: Oberzicke mit Haaren auf den Zähnen.
Dazu gesellen sich noch 2 Jungs im besten Teenageralter.

Seitdem erkenne ich unser trautes Heim nicht mehr wieder.


Das liebevoll gepflegte Unkraut vor der Haustür (unser anarchischer Vorposten gegen die gutdeutsche Nachbarschaft mit ihren gepflegten Vorgärten und sorgsam gestuzten Hecken) - weg - einfach abgejätet. Was fällt denen ein?

Weiter geht es im Vorraum, wo vor ein paar Wochen nur ein paar Fahrräder, meine Winterreifen und die Tonne für Papier standen. Jetzt türmen sich da meterhoch Regale mit irgendwelchen Krimskrams drin. Meine Winterreifen kauern sich verängstigt zwischen dem ganzen Unrat in die hinterste Ecke. Spinnen die?

Der Hammer ist allerdings der "Garten". Damals eine homogene Biosphäre im Beet, wo das Unkraut mit dem Schilf und den Gänseblümchen kuschelte, herrscht jetzt kollektive Spießigkeit.

Merkwürdige anmutende Blumentopffiguren stehen in perfekter Harmonie zu einer ganzen Armada von Tonschildkröten (vermutlich gab es die bei NanuNana im Sonderangebot - "wenn sie 4 Stück kaufen gibt es ein Windlicht + Kerze umsonst dazu"). Säulen aus Marmor ragen aus dem mittlerweile unkrautfreien Beet und über allem thront (ich konnte meinen Augen kaum trauen) ein riesiges Vogelhäuschen. Unser verpekter Grill ist einem hochmodernen George-Forman-Kontakt-Grill gewichen und in dem kleinen Verschlag, in dem wir immer unsere gelben Müllsäcke lagerten, stapelt sich nun weiteres Zeuchs von denen.

Weiter geht´s im Flur. Dieser ist jetzt sauber. Jeden Tag. Daran muß ich mich erstmal gewöhnen.

Damals wehten einem die Spinnenweben, die auch schon vor 4 Wochen da hingen, fröhlich ein "Herzlich willkommen zurück" entgegen. Da wußte man: Hier bin ich zu Hause.


Man mag den Eindruck bekommen, das unsere "WG" ziemlich schlampig war. Ich finde den Begriff allerdings etwas unpassend. Ich würde sagen, das es.... ähm.... "unorganisiert" besser trifft.


Nun, die Spinnweben sind weg, auf der Treppe ist die Kompanie Staubflocken verschwunden, überall stehen Blumen aus Plastik und es riecht nach Veilchen.

Und doch vermisse ich die klaren Linien von damals. Ich vermisse die testosterongeschwängerte Luft, die nach Schweiß und AXE Motion roch, unser nicht immer sauberes Treppenhaus, die kleinen Löcher und abgerissenen Tapetenstücke, weil die Waschmaschine doch schwerer war, als wir glaubten, das Unkraut...

Es gab nur Schwarz und Weiß, für mehr war kein Platz. Es gab keine Kreise oder so, es gab nur Rechtecke und Quadrate, wenn ihr versteht, was ich meine. Ohne Schnörkel. Einfach hart und kantig, aber ehrlich. Wenn ich mir das heute alles hier so anschaue, ist es als hätte man mir einen Weichzeichner über die Augen gelegt und nun ist alles bunt.

Es wird niemals so sein wie damals. Schade...

1 Kommentar:

  1. uwe, ich ziehe alle hüte gleichzeitig!
    kündige noch heute, du verschwendest dein talent an pickelige yu-gi-oh pappnasen.
    die rowling hat es mit h.potter zum 736. reichsten menschen auf dieser unserer erde geschafft und die hat nur eine milliarde verdient, es sollte ein leichtes für dich sein das zu toppen.
    regards,
    ganz gs berlin;)

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